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Gesundheitsthemen

Psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen Experten sind sich einig: Niemals zuvor war zwar der individuelle Freiraum der Menschen größer, gleichzeitig aber der Leistungsdruck durch die Veränderungen in Arbeitswelt und Gesellschaft höher. Millionen Menschen leiden unter den Folgen und dem zugleich oft erlebten Wegfall sozialer Sicherheit und werden psychisch krank. Die Konsequenz: Trotz insgesamt sinkendem Krankenstand steigen seit etwa einem Jahrzehnt die Krankschreibungen infolge psychischer Erkrankungen kontinuierlich an – seit 1997 um fast 70 %. Zwei von fünf Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens eine schwere psychische Störung, am häufigsten eine Depression. Und auch für den vorzeitigen Ruhestand ist die erkrankte Seele inzwischen die Ursache Nummer eins. (Bild: Techniker Krankenkasse)

Krankheitsangst raubt Lebensjahre

Krankheitsangst raubt Lebensjahre
Menschen mit Hypochondrie leben in der beständigen Angst, an einer Erkrankung zu leiden.

Hypochonder*innen werden oft belächelt oder sogar ausgelacht. Doch das ist nicht fair: Denn sie sterben tatsächlich früher als andere Menschen. Nur meist nicht an der Erkrankung, die sie sich einbilden.

Krankheitsangst mit Folgen

Unter Hypochondrie leiden Menschen, die überzeugt davon sind, krank zu sein – es aber gar nicht sind. Ihre Gedanken kreisen fortwährend um ihre Gesundheit, sie beobachten sich und ihren Körper genauestens und werten die kleinsten Unregelmäßigkeiten als Hinweise auf schwere Krankheiten. Dieser Zustand gilt sogar als psychosomatisches Krankheitsbild und wird hypochondrische Störung genannt.

Mit ihrer Art sind diese Menschen oft eine Zielscheibe für Spott und Hohn. Witze, Bücher und Filme handeln von ihnen, der bekannteste Vertreter in der Literatur ist wohl der Hypochonder Argan in Molières Komödie „Der eingebildete Kranke“.

Suizidrate um das Vierfache höher

Doch die Hypochondrie ist offenbar gefährlicher als angenommen: Ein schwedisches Forscherteam hat herausgefunden, dass davon betroffene Menschen durchschnittlich fünf Jahre kürzer leben als gleichaltrige Männer und Frauen ohne diese Befürchtungen. Ihrer Untersuchung liegen die Daten von über 4000 Personen mit der Diagnose „Hypochondrie“ zugrunde.

Das Ergebnis der Analyse: Obwohl Hypochonder*innen oft glauben, dass sie an unheilbarem Krebs erkrankt sind, starben sie in dieser Untersuchung nicht häufiger an einem Malignom als Menschen ohne Hypochondrie. Erhöht war allerdings ihr Risiko, an einer Atemwegserkrankung oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Und ihnen droht weitere Gefahr: Menschen mit Hypochondrie hatten ein um das Vierfache gesteigertes Risiko für eine Selbsttötung, schreibt das Autorenteam. Alle genannten Zusammenhänge blieben auch nach Berücksichtigung von Depressionen oder Angsterkrankungen bestehen.

Nicht ernst genommen von den Ärzt*innen

Gründe für die kürzere Lebenserwartung könnten der hypochondriebedingte Stress und ein ungesunder Lebensstil sein, vermuten die Autor*innen. Letzterer liegt womöglich auch daran, dass Hypochonder*innen häufig ein geringeres Einkommen haben und allein leben. Nicht zu vernachlässigen sei zudem die Möglichkeit, dass Ärzt*innen Menschen mit Hypochondrie weniger ernst nehmen und es deshalb zu verzögerten Diagnosen kommt.

Quelle: SpringerMedizin

08.02.2024 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images