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Heilpflanzenlexikon

Mistel

Mistel, © knipseline/pixelio.de
© knipseline/pixelio.de

Seit langer Zeit hat sie den Ruf als Heil- und Zauberpflanze: die Mistel. Der Name leitet sich von althochdeutschen "mistil" ab und bezieht sich auf den Vogeldreck, mit dem die Samen übertragen werden. Viele kennen den frisch grünen Zweig aus den Asterix-Comics. Die Mistel ist ein Bestandteil des vom Druiden Miraculix gebrauten Zaubertranks, der den Galliern ihre übermenschlichen Kräfte verleiht.

Überliefert ist, dass die Druiden Misteln als heiliges Kraut rituell verehrten und sie zeremoniell mit einer goldenen Sichel von den Bäumen schnitten. Dann gaben sie die Pflanze in einen Trank, der Vergiftungen heilen und zu mehr Fruchtbarkeit verhelfen sollte.

Heute zieren die kugelförmigen Mistelzweige in England und den USA zur Weihnachtszeit traditionell die Wohnungsdecken. Es ist dort außerdem Brauch, dass unter dem Mistelzweig Stehende sich küssen.

Wissenschaftlicher Name: Viscum Album.

Charakteristik

Die Mistel gehört zur Familie der Sandelholzgewächse und wächst wild in Europa und Asien. Botanisch ist die immergrüne Mistel ein Halbschmarotzer. Sie wächst an Laubbäumen und Kiefern und entzieht ihnen Wasser und Nährstoffe, betreibt aber auch selbst Fotosynthese. Im Herbst ist sie als grüner Strauch an Baumkronen zu sehen. Ein Mistelstrauch erreicht eine Größe von einen Meter Durchmesser. Die hellgrünen Zweige verwachsen zu einer Kugelform. Die Blätter sind gelb-grün und zungenförmig. Nach der Befruchtung wachsen gelblich-weiße, erbsengroße Beerenfrüchte. In den Samen der Mistel steckt eine klebrige Substanz, damit sie sich am Ast fixieren können.

Für die Heilkunde relevante Inhaltstoffe sind vor allem die Lektine. Die Mistel-Lektine sind langkettige Glykoproteine, die Kohlenhydrate binden. Die Mistel enthält außerdem Viscotoxine – pflanzliche Eiweiße, die zellzerstörend wirken.

Anwendungsbereiche

In der Komplementärmedizin werden Mistel-Injektionslösungen häufig begleitend zur Therapie gegen Krebs eingesetzt. Dem anthroposophischen Ansatz zufolge entzieht die Mistel dem Krebs – ähnlich wie dem Baum – Nährstoffe und hungert ihn somit aus. Wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es dazu bisher keine. Berichte sprechen allerdings von positiven Effekten auf das psychische Wohlbefinden.

Homöopathen verwenden das Kraut der Mistel als leicht dosierte Arznei gegen Bluthochdruck. Die haut- und gewebereizenden Effekte der Viscotoxine macht sich die Reizkörpertherapie zunutze. Die Stoffe werden lokal injiziert, um Gelenkbeschwerden zu heilen, zum Beispiel Bandscheibenerkrankungen oder Arthrose.

Dosierung

Maximale Tagesdosis: 10 Gramm
Tee: Für eine Tasse 2,5 Gramm fein geschnittenes Mistelkraut mit kaltem Wasser übergießen und zehn Stunden ziehen lassen. Täglich ein bis zwei Tassen trinken.

Zur Behandlung von Bluthochdruck eignen sich zusätzlich industriell hergestellte Fertigarzneimittel, wie Mistel-Dragees, Mistel-Kräuterbonbons, Misteltropfen und -presssaft.

Wirkung und Nebenwirkungen

Der blutdrucksenkende und immunreizende Effekt wurde vielfach nachgewiesen. Nach aktuellem Kenntnisstand ist aber keine allgemeingültige Aussage zur Wirksamkeit von Mistelpräparaten möglich.

Als Nebenwirkung treten Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen und Schwindel auf. In seltenen Fällen sind allergische Reaktionen möglich.

Hohe Konzentrationen von Viscotoxinen lassen Gewebsteile absterben, Mistelpräparate dürfen darum nicht zu hoch dosiert werden. Der Verzehr der giftigen Beerenfrüchte kann Erbrechen auslösen.