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Heilpflanzenlexikon

Tollkirsche

Tollkirsche, © Torsten Rempt/pixelio.de
© Torsten Rempt/pixelio.de

Bereits im Altertum wurde die Tollkirsche zum Kurieren zahlreicher Krankheiten eingesetzt.  Darüber hinaus diente sie Frauen als Mittel, den Männern zu gefallen. Denn ihr hochwirksamer Saft erweitert die Pupillen und macht so die Augen schön. Davon leitet sich der Name Belladona ab, was "schöne Frau" bedeutet. Die Bezeichnung Tollkirsche verdankt sie ihrer Wirkung. Die giftige Pflanze mit ihren schwarzen, kirschgroßen  Beeren löst in einer hohen Dosis Halluzinationen und Tobsuchtsanfälle aus. Ihr Verzehr kann daher tödlich sein. Doch Homöopathen schätzen bis heute den krampflösenden und fiebersenkenden Effekt der Inhaltstoffe.

Wissenschaftlicher Name: Atropa belladonna.

Charakteristik

Auch Teufelsbeere oder Schlafkirsche genannt, gehört die Tollkirsche zur Familie der Nachtschattengewächse. Sie wächst in Laubwäldern sowie auf Lichtungen und Weiden und ist in Europa, Kleinasien und Nordafrika verbreitet. Die ausdauernde, krautartige Pflanze hat stumpfkantige Stängel und wächst bis zu 1,50 Meter hoch. Ihre Blätter bilden eine Ei- oder Ellipsenform. Die hängenden Blüten sind außen von braunvioletter, innen von gelber Farbe. Die kirschartigen Beerenfrüchte sind schwarz und glänzend und reifen im Herbst heran. In der Frucht sitzen ovale, braune Samen, von denen nur etwa die Hälfte keimfähig ist.

In der Heilkunde verwendet man die Blätter, gelegentlich auch Zweigspitzen mit Blüten, die Früchte und die Wurzeln. Zubereitungen enthalten die Alkoloide der Pflanze in wirksamer Dosierung, darunter Hyoscyamin, Atropin, Scopolamin. Die Wirkstoffe werden aus der ganzen, frischen Pflanze herausgezogen. Das Vergären des Presssaftes ist eine andere Verfahrensweise.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: In der Homöopathie kommt die Tollkirsche vielfältig zum Einsatz. Als weiterverarbeitetes Mittel mit Extrakten wird sie in flüssiger oder fester Form eingenommen, zum Beispiel als Pulver. Die Pflanze eignet sich dank ihrer krampflösenden Wirkung zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen und kolikartigen Schmerzen bei Magen-Darm-Erkrankungen.  
Äußere Anwendung: In Augentropfen und -salben hilft Atropin das Auge bei Augen-Operationen ruhig zu stellen und Schmerzen zu lindern. Auch Entzündungen verschiedenster Art sind ein Anwendungsgebiet der Belladonna.

Dosierung

Die maximale Einzeldosis von fertigem Belladonna-Pulver beträgt 50 bis 100 Milligramm. Tödlich verlaufende Vergiftungen durch den Verzehr der Beeren treten bei Kindern ab drei Beeren, bei Erwachsenen ab 10 Beeren auf.

Wirkung und Nebenwirkungen

Ihre Inhaltstoffe wirken auf das vegetative, periphere Nervensystem, insbesondere auf die glatte Muskulatur wie Magen-Darm-Trakt, Galle und Blase. Sie lösen somit Krämpfe und lindern Schmerzen.

Mögliche Nebenwirkungen sind Gereiztheit, Mundtrockenheit, Kratzen im Hals, Heiserkeit und heiße, gerötete Haut. In einer höheren Dosis erregt Atropin das zentrale Nervensystem und es kommt zu Halluzinationen, Angstzuständen bis hin zu Tobsuchtsanfällen. Ab 50 Milligramm Atropin ist die Einnahme lebensgefährlich, es löst tödliche Atemlähmungen aus.