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Heilpflanzenlexikon

Lein

Lein, © Dagmar Zechel/pixelio.de
© Dagmar Zechel/pixelio.de

Die älteste überlieferte Erwähnung des Leins als Heilmittel stammt aus der Feder des Hippokrates um 500 v. Chr. Er beschreibt ihn als wirksam gegen Katarrhe, Leibweh und Durchfälle. Auch später fand die Pflanze in zahlreichen Schriften Beachtung: Paracelsius vertraute auf den Schleim der Leinsamen als Mittel gegen Husten. Hildegard von Bingen empfiehlt Brei aus den Samen als heißen Umschlag bei Entzündungen der Haut. Kneipp verwendete den Leinsamen zur Schmerzlinderung und gegen Geschwüre und Entzündungen des Verdauungsapparats. Heute macht man sich vor allem die abführende Wirkung der Leimsamen zunutze, um Verstopfung sanft zu therapieren.

Wissenschaftlicher Name: Linum usitatissimum.

Charakteristik

Lein, auch Flachs genannt, ist nur als Kulturpflanze bekannt. Die 30 bis 80 cm hohe Pflanze wird vor allem in Mitteleuropa und Nordafrika angebaut. Die schmalen, spitzen Blätter des Leins werden bis zu vier cm lang. Der Stängel ist oben am Blütenstamm verzweigt, darunter kahl. Die Seitenäste bilden zwischen Juni und August hellblaue Blüten, seltener Blüten in weißer, violetter oder rosaner Farbe. Kurz nach dem Öffnen der Blüten wirft die Pflanze die Blütenblätter ab. Nun bildet sie eine rundliche Fruchtkapsel, die mehrere flache, glänzende Samen enthält.
Medizinisch verwendet werden vor allem die Leinsamen, seltener die Stängel der sterilen Leinenfäden, Öl aus den Samen, der Leinkuchen oder die frisch blühende Pflanze. Die Wirkung des Leins wird bestimmten Inhaltsstoffen zugeschrieben. Dazu zählen etwa die reichlich ungesättigten Fettsäuren, Linamarin und Blausäureglykosid. In der Samenschale stecken zudem viele Schleimstoffe und Ballaststoffe wie Zellulose und Pektin. Die unverdaulichen Bestandteile regen die Darmtätigkeit an. Der Schleim dient als Gleitmittel und erleichtert die Stuhlentleerung.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei Verstopfung, Magenschleimhautentzündung, Darmentzündung, Reizdarm und Darmausstülpungen (Divertikeln)
Äußere Anwendung: bei lokalen Hautentzündungen
Volksmedizin: bei Blasenentzündungen, Lungenleiden und Krampfhusten, als Abkochung bei Schmerz- und Krampfzuständen, als heißer Breiumschlag (Kataplasma) bei Hautentzündungen
In Lebensmitteln: als Ausgangsstoff für Pflanzenöl (Leinsamenöl) und verschiedene Backwaren

Dosierung

Innere Anwendung: zwei- bis dreimal täglich einen Esslöffel unzerkleinerte Leinsamen zusammen mit mindestens 150 ml Wasser einnehmen. Alternativ Leinsamenschleim aus einem Teil geschroteter Leinsamen und drei Teilen Wasser herstellen, kurz aufkochen lassen, etwa 30 Minuten quellen lassen. Zusätzlich über den Tag verteilt viel trinken!
Äußere Anwendung: 30-50 g Leinsamenmehl als feucht-heißes Kataplasma auf die Haut aufbringen

Risiken und Nebenwirkungen:

Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge sind nicht bekannt. Fälle von Blausäurevergiftung nach Anwendung von Lein sind nicht bekannt. Die Salzsäure im menschlichen Magen deaktiviert das Enzym Linase, welches die Blausäure benötigt, um sich freizusetzen.
Leinsamen wirken in der Regel erst nach zwei bis drei Tagen. Damit die Leinsamen aufquellen können, muss ausreichend getrunken werden – mindestens 2-3 Liter pro Tag! Bei zu wenig Flüssigkeitszufuhr kann der Leinsamen selbst eine Verstopfung begünstigen. Leinsamen dürfen bei Darmverschluss oder Verengungen der Speiseröhre nicht zum Einsatz kommen. Die Aufnahme anderer Arzneistoffe kann durch Leinsamen behindert werden.