Heilpflanzenlexikon
Linde
Bei den Germanen war die Linde ein heiliger Baum, der Fruchtbarkeit und Wohlstand repräsentierte. Das Heilige bewahrte sich die Pflanze bis ins Mittelalter. Lignum sacrum – heiliges Holz – wurde das Lindenholz genannt und war Ausgangsmaterial für Marienbilder und Heiligenfiguren. Die Lindenblüten fanden dagegen in den Überlieferungen des Altertums und Mittelalters kaum Erwähnung. Dabei sind sie es, die heutzutage in der Naturheilkunde die größte Rolle spielen. Vor allem zum Vorbeugen und Lindern von Erkältungsbeschwerden sind Lindenblütentees ein beliebtes Mittel. Lindenblüten enthalten Schleimstoffe gegen Hustenreiz sowie größere Mengen an Flavonoiden und Hydroxyzimsäurederivaten, die fiebersenkend wirken sollen. Auch ihren Gerbstoffen und ätherischen Ölen werden gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben.
Wissenschaftlicher Name: Tilia.
Charakteristik
Die Linde erreicht eine Höhe von bis zu 25 Meter. Ihre Äste sind glatt, ihre Blätter stark gestielt. In der Blütenzeit von Juni bis Juli verbreiten ihre gelblich-weißen Blüten einen starken Duft. Zwei verschiedene Lindenarten wachsen hierzulande: die Sommer- (Tilia platyphyllos) und die Winterlinde (Tilia cordata). Die Sommerlinde ist weit häufiger anzutreffen. Sie blüht etwa zwei Wochen später als ihre winterliche Verwandte. Die Blätter der Winterlinde sind kleiner, dafür verfügt sie über reichere Blütenbestände. An der Unterseite ihrer Blätter zeigen sich kleine rotgelbe Härchen, die der Sommerlinde fehlen.
Medizinisch verwendet werden die Blüten beider Arten. Man erntet sie innerhalb der ersten Tage nach dem Öffnen der Blüten. Anschließend werden die Blüten an der Luft getrocknet und klein geschnitten. Die Lagerung erfolgt in einem luftdichten Gefäß, indem sie vor Licht und Feuchtigkeit geschützt sind. Seit neuerem gibt es Zwerglinden zu kaufen, die im Garten eingepflanzt werden können. Ihre Blüten sind ebenso gut für Tees verwendbar wie die der großen Linde.
Anwendungsbereiche
Innere Anwendung der Lindenblüten: bei Erkältungsbeschwerden und Reizhusten, als schweißtreibendes Mittel bei fiebrigen Infekten der Atemwege, sowie gegen Schmerzen bei Rheuma
Innere Anwendung der Lindenblätter: als schweißtreibendes Mittel bei fiebrigen Infekten der Atemwege
Volksmedizin: als Mittel zur Entwässerung, Verdauungsanregung, Beruhigung und gegen Krämpfe
Holzkohlepulver: bei Durchfällen oder Darmkrämpfen (Wirksamkeit ist nicht belegt)
Sonstige Verwendung der Blüten: als Aromastoff in Getränken
Dosierung
Tagesdosis: 2-4 g Droge
Tee: 2 g der fein geschnittenen Droge werden mit kochendem Wasser übergossen oder mit kaltem Wasser angesetzt und kurz bis zum Sieden erhitzt, 5-10 Minuten ziehen gelassen und anschließend durch ein Teesieb gegeben. Ein gefüllter Teelöffel entspricht etwa 1,8 g Droge.
Risiken und Nebenwirkungen:
Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge sind nicht bekannt. Nicht zum Einsatz kommen dürfen Linden-Präparate bei Darmverschluss.