Zum Inhalt springen

Gesundheitsthemen

Orthomolekularmedizin

Die Orthomolekularmedizin will nicht nur Vitaminmangelerscheinungen vorbeugen, sondern sieht die Ursache von Hunderten von Erkrankungen – von Allergien und Arteriosklerose bis zur Zahnwurzelentzündung – in einem Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen (neuerdings auch an bestimmten Fettsäuren und Aminosäuren). Durch Zufuhr hoher Dosen dieser natürlich im Körper vorkommenden Stoffe sollen die entsprechenden Krankheiten geheilt werden. Dabei wird immer ein Gemisch aus verschiedenen Stoffen gewählt, das in weit höheren Dosen gegeben wird, als sie der Körper normalerweise benötigt. Begründet wurde das Konzept durch den Nobelpreisträger Linus Pauling, der sich selbst mit einer „Megavitamin-Therapie“ behandelte (und womöglich deshalb – oder trotzdem – 93 Jahre alt wurde).

Wissenschaftlich ist das Konzept teilweise begründbar: Wenn durch die Zufuhr Mangelzustände behoben werden, so kann dies eine positive Wirkung haben. Allerdings sind bei einer gesunden Ernährung Mangelzustände an Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen nicht zu erwarten. Auch evolutionsbiologisch betrachtet müsste der Mensch auf einen durch eine normale, arttypische Ernährung zu deckenden Bedarf ausgelegt sein.

Die Studien zur Wirkung der orthomolekularen Medizin sind nicht eindeutig. Während sich in manchen Studien positive Effekte zeigen, sind in anderen Untersuchungen keine Wirkungen nachzuweisen – dies gilt besonders für den Bereich Altern (keine Lebenszeitverlängerung durch hochdosierte Vitamine) und Herzerkrankungen (keine geringere Sterblichkeit bei koronarer Herzerkrankung.

Eindeutig sind dagegen die Risiken einer unkontrollierten hochdosierten Einnahme von manchen Vitaminen und Mineralien, insbesondere von Vitamin A (z. B. Leberschädigung), Vitamin D (z. B. Nierensteine), Vitamin E (Störungen der Blutgerinnung) und Magnesium (Minderung der Nierenfunktion). Auch die therapeutische Einnahme hochdosierter Vitaminpräparate bei Tumorerkrankungen ist sehr kritisch zu bewerten.

Um einer Überversorgung vorzubeugen, sollte die langfristige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder Vitaminpräparaten ausschließlich nach Beratung durch den Arzt oder Apotheker erfolgen.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
  • Eiweiß fördert gesundes Altern
    Eiweiß fördert gesundes Altern
    Vor allem Pflanzenproteine

    Möglichst alt an Lebensjahren werden und dabei jung und gesund bleiben: Das ist der Wunsch der meisten Menschen. Doch wie lässt sich das Altern aufhalten? Offenbar hat dabei die … mehr »

  • Mischkost hilft beim Denken
    Mischkost hilft beim Denken
    Bloß nicht zu einseitig

    Essen hält Leib und Seele zusammen, heißt es. Und wer dabei die richtige Kost wählt, tut auch noch etwas Gutes für sein Gehirn. Vier Kostformen unter der Lupe Studien über d… mehr »

  • Süßstoff regt den Appetit an
    Süßstoff regt den Appetit an
    Diät zum Scheitern verurteilt?

    Süßstoff statt Zucker: Auf diese Weise versuchen viele Menschen, ihr Gewicht zu kontrollieren. Doch offenbar geht die Strategie nicht auf. Trotz Süßstoff-Hype wird der Westen … mehr »

  • Fleischlos essen stört Wachstum nicht
    Fleischlos essen stört Wachstum nicht
    Kinder vegetarisch ernähren?

    Entwarnung für Eltern, die ihren Nachwuchs vegetarisch ernähren möchten. Im Gegensatz zu früheren Vermutungen führt die fleischlose Kost bei Kleinkindern nicht zu Wachstumsst… mehr »

  • 7 Trinktipps für Senior*innen
    7 Trinktipps für Senior*innen
    Gefährlicher Wassermangel

    Ausreichend zu trinken, fällt älteren Menschen oft schwer. Doch mit ein paar einfachen Tipps schaffen es auch Senior*innen, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. 1,3 Liter t… mehr »

  • Geschmacksstörungen den Garaus machen
    Geschmacksstörungen den Garaus machen
    Nichts schmeckt mehr?

    Ob süße Kuchen, deftige Schweinshaxe oder ein edler Wein: Lecker essen und trinken ist ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität. Ist der Geschmackssinn gestört, fehlt nicht… mehr »